Winterrückblick 2023/24

Mit dem 29. Februar ging der meteorologische Winter zu Ende, der die Monate Dezember, Januar und Februar umfasst, jedoch über weite Strecken diesem Namen nicht gerecht wurde. Dabei begann er sogar überraschend winterlich, nachdem Ende November ein erster Kaltlufteinbruch erfolgte, der in vielen Teilen des Landes ersten Schnee und einige Tage Dauerfrost brachte. In Teilen Süddeutschlands fielen dabei stellenweise sogar mehr als 50 cm Schnee mit den entsprechenden Folgen bei der Verkehrsinfrastruktur. Jedoch setzte sich bereits in der ersten Dezemberwoche mit einer Westwetterlage Tauwetter durch, dass in den folgenden Wochen einschließlich Weihnachten viel Regen, Wind und milde Temperaturen brachte, sodass der Dezember am Ende mit einer Durchschnittstemperatur von 4,1 °C über 3 K zu warm gegenüber dem Klimamittel 1961-90 ausfiel und als fünftwärmster Dezember in die Geschichte einging. Erst in der zweiten Januarwoche machte der Winter wieder seinen Namen Ehre als ein erneuter Kaltluftvorstoß eine gut zweiwöchige winterliche Phase ein läutete, die gebietsweise Dauerfrost und einige Schneedeckentage brachte. Doch bereits in der dritten Januardekade verabschiedete sich der Winter erneut und diesmal endgültig. Eine erneute sehr milde und wechselhafte Phase begann, die bis Ende Februar anhielt und aufgrund steten Zustroms milder Luftmassen vom Atlantik nahezu durchweg mildes, windiges Regenwetter brachte.

Während der Januar dank der zweiwöchigen Kältephase mit einer Durchschnittstemperatur von 1,5 °C (+2 K) noch einigermaßen gemäßigt daherkam, brach dann der Februar alle Rekorde und hatte mit einem Wintermonat eigentlich nichts mehr gemein. Mit einer Durchschnittstemperatur von 6,6 °C und damit 6,2 K wärmer als der Referenzzeitraum 1961-90 war er nicht nur der wärmste Februar seit Aufzeichnungsbeginn, sondern gleichzeitig auch der wärmste jemals registrierte Wintermonat und der Monat mit der höchsten positiven Abweichung, also der am deutlichsten zu warme Monat aller Zeiten! Zudem war er fast ein Grad wärmer als der bisherige Rekordhalter 1990, der seinerzeit bereits eine kaum vorstellbare Abweichung von 5,3 K zu Stande brachte. Mittlerweile sind solche positiven Abweichungen leider bereits mehr oder weniger „normal“ geworden und somit verschwand folglich auch der letzte rekordwarme Monat aus dem letzten Jahrhundert aus der Liste der wärmsten Monate in Deutschland.

Auffallend am diesjährigen Februar waren weniger einzelne rekordwarme Tage, sondern die kontinuierliche Fortdauer deutlich zu milder Tage (und Nächte) mit oft zweistelligen Höchst- und vereinzelt gar Tiefstwerten. So schaffte es erst der 28.02. eine deutschlandweite Tagesmitteltemperatur von knapp unter 4°C aufzustellen, alle andere Tage lagen zum Teil deutlich darüber – auch das ein Novum in der Geschichte der Februare in Deutschland. Die landesweit kälteste Tiefsttemperatur wurde - abgesehen von den höchsten Berggipfeln - mit geradezu läppischen -5,5 °C erst auf den allerletzten Drücker am 29.02. in Brandenburg registriert. Einige Stationen blieben im Februar sogar gänzlich ohne Frost, Dauerfrost wurde gar an keiner einzigen Flachlandstation registriert, während viele Stationen insbesondere in West- und Südwestdeutschland nahezu keinen Tag unter 10 °C plus (!) erlebten mit Spitzenwerten von fast 19 °C zur Monatsmitte. Die verhältnismäßig kühle (bzw. nicht mehr ganz so milde) Phase zum Monatsende ist auch der einzige Grund, weshalb der Februar nicht sogar noch als wärmster März (!) in die Geschichte einging. Aber auch so würde es mit 6,6 °C zu einer Top10-Platzierung in der März-Bestenliste reichen, die mit 7,2 °C vom März 2017 angeführt wird.

Schlussendlich führte die Kombination aus zwei, kurzen winterlichen Abschnitten gepaart mit den langen, dauermilden Phasen insbesondere im Dezember und Februar zu einem in der Summe deutlich zu warmen Winter 2023/24, der mit 4,0 °C nicht nur 3,8 K zu warm ausfiel, sondern nach 2006/07 (4,4 °C) und 2019/20 (4,2 °C) auch als drittwärmster Winter seit Aufzeichnungsbeginn in die Annalen eingeht.

Die Dominanz von Westwetterlagen, die einerseits für den steten Zustrom milder Luftmassen sorgten, brachten andererseits auch viel Niederschlag, überwiegend in Form von Regen, mit, sodass der Winter 2023/24 am Ende im deutschlandweiten Mittel 277 mm über 50 % zu feucht ausfiel, was ihn zum viertnassesten Winter seit mindestens 1881 macht. Während alle 3 Wintermonate unterm Strich zu nass ausfielen, stach insbesondere der Dezember mit allein 120mm hinaus, der somit zu den 10 nassesten Dezembern gehört. Nachdem bereits der Oktober und November ebenfalls deutlich zu viel Niederschlag brachten, entspannte sich einerseits erfreulicherweise die Dürresituation, während sie allerdings vielerorts ins Gegenteil umschlug und vielfach zu Überflutungen und Hochwassern führte, insbesondere im Dezember im Norden Deutschlands.

Die viele Regenwolken trübten erwartungsgemäß auch die Sonnenscheinbilanz, welche mit 150 h leicht unterdurchschnittlich ausfiel, wobei allein auf den Januar fast die Hälfte entfiel, während der Dezember und Februar doch ausgesprochen trüb daherkamen und insbesondere in Norddeutschland vielfach nicht einmal auf die Hälfte ihres Solls kamen.

In Sachsen gestaltete sich der Winter kaum anders als im Rest Deutschlands. Auch hier war er mit 150 Sonnenstunden zu trüb, mit 240 mm deutlich zu nass (Platz 3) und mit durchschnittlich 3,6 °C ganze 4 K zu warm, was ebenfalls Platz 3 bedeutet. Insbesondere der Februar stach auch hier mit einer Durchschnittstemperatur von 6,4 °C (+ 6,7 K) besonders hervor und markiert damit den wärmsten Februar seit Aufzeichnungsbeginn, der damit sogar nur weniger als 1 K hinter einen typischen April zurückblieb!

Für Leipzig weist die Wetterstation in Leipzig-Holzhausen eine Durchschnittstemperatur von 4,7 °C auf und liegt damit genau 4 K über dem langjährigen Klimamittel 1961-90. Mit 16,3 °C wurde die höchste Temperatur am 16.02 registriert, während am 10. Januar minimal -12.6 °C erreicht wurden. An immerhin 11 Tagen Anfang Dezember und Mitte Januar blieb es komplett dauerfrostig und 28 Tage konnten zumindest noch mit Nachtfrost aufwarten; hinzu kommen 11 Tage mit einer Schneedecke in dieser Zeit, wobei die höchste Schneedecke bereits am 01. Dezember mit 13 cm erreicht wurde – da gab es in der jüngeren Vergangenheit durchaus schon schlechtere Jahre. Allerdings sprechen 34 Tage mit einer Höchsttemperatur von über 10 °C dann doch nicht gerade für einen kalten Winter… Beim Niederschlag bedeuten die knapp 250 mm fast schon mehr als die Hälfte die in so manchen Dürrejahr in den letzten Jahren fielen, wobei 55 Regentage bedeuten, dass es an nahezu 2 von 3 Wintertagen Regen (oder Schnee) fiel, davon schüttete es an 10 Tagen mit Tagessummen von mehr als 10 mm sogar kräftig, am Tag vor Heiligabend fielen gar fast 30 mm Regen.

Datenquelle: DWD-Statistik für Deutschland und Sachsen, Zeitreihen der DWD-Station Leipzig-Holzhausen

Geschrieben am 4. März 2024