Wetterrückblick 2023

Genauso wie 2023 global das mutmaßlich wärmste Jahr seit Menschengedenken war und der magischen Grenze einer Erwärmung von +1,5 K gegenüber dem vorindustriellen Niveau sehr nah kam, erlebte auch Deutschland das wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn. Hier bedeuten 10,6 °C im Mittel sogar eine Abweichung von 2,5 K nach oben gegenüber dem langjährigen Mittel 1961-1990, womit das vergangene Jahr, welches sich mit 2018 bis dahin den Spitzenplatz teilte, bereits auf Platz 2 abgedrängt wurde. Und auch die zugehörigen Warmingstripes für Deutschland zeigen seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts eine beängstigende Zunahme deutlich zu warmer Jahre, die leider nur allzu perfekt die immer stärker eskalierende Klimakrise repräsentieren.

Und auch der Blick auf die einzelnen Monate des Jahres bestätigt dieses Bild. Nachdem im vorletzten Jahr 2022 erstmals alle Monate eines Jahres in Deutschland wärmer als das jeweilige Mittel der Jahre 1961-1990 waren, wiederholte das vergangene Jahr 2023 diesen Rekord bereits wieder, womit der letzte deutschlandweit zu kalte Monat nunmehr bereits 29 Monate zurückliegt (August 2021). Unnötig zu erwähnen, dass noch niemals zuvor eine derart lange Serie zu warmer Monate in Deutschland beobachtet wurde. Und nicht nur waren alle Monate überdurchschnittlich warm, viele davon sogar deutlich zu warm und mit dem Juni, September, Oktober und Dezember lagen gleich 4 Monate sogar in den jeweiligen Top 5 der wärmsten Monate seit Aufzeichnungsbeginn; der September 2023 stellte mit einer Abweichung von 4,0 K sogar einen neuen Allzeitrekord auf. Noch höher fiel die Abweichung mit 4,1 K nur im Januar aus, welcher nach einer rekordwarmen Silvesternacht und mit T-shirt-tauglichen Temperaturen von fast 20 °C begann. Lediglich ein kurzer Wintereinbruch nach der Monatsmitte verhinderte hier noch größere Abweichungen.

Gewissermaßen eine Trendumkehr gab es beim Niederschlag. Nach mehreren, überwiegend deutlich zu trockenen Jahren, fiel 2023 in Deutschland deutlich mehr Regen als gewöhnlich. Mit fast 960 mm im Deutschlandmittel und damit über 20% mehr als im Referenzzeitraum gehörte es sogar zu den nassesten Jahren seit Aufzeichnungsbeginn, was sich insbesondere zum Jahresende hin in einer veritablen Hochwassersituation besonders in der Mitte und im Norden Deutschlands manifestierte. Im besonders stark von den Überschwemmungen betroffenen Niedersachsen war 2023 sogar das nasseste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn.

Die Sonne schaffte es angesichts der vielen trüben und oft niederschlagsreichen Tage des vergangenen Jahres nicht an die Spitzenwerte der Vorjahre heran, aber über 1750 h Sonnenschein im Deutschlandmittel bedeuten immer noch eine deutliche Abweichung von mehr als 10% nach oben.

Auch in Sachsen war das vergangene Jahr mit einer Durchschnittstemperatur von 10,4 °C das wärmste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn und insgesamt 2,3 K wärmer als die Referenzperiode 1961-1990. Ähnlich wie bereits im Vorjahr reichte es im April jedoch hier regional doch noch zu einem leicht zu kalten Monat (-0,3 K). Niederschlagstechnisch konnte 2023 auch in Sachsen etwas vom aufgehäuften Defizit der Vorjahre abbauen, wenngleich es mit knapp 800 mm hier nicht ganz so nass ausfiel wie in anderen Teilen Deutschlands, sodass hier nur knapp 14% (100 mm) mehr Regen (und auch etwas Schnee) als üblich fiel. Der Sonnenschein kam in Sachsen auch nicht zu kurz und mit 1715 h stand auch hier ein Plus von 10%.

Und auch auf noch regionalerer Ebene zeigte sich die fortschreitende Erwärmung, wie z.B. in Leipzig. Die beiden DWD-Wetterstationen in der Region, am Flughafen Leipzig/Halle sowie in Leipzig-Holzhausen, stellten mit einer Mitteltemperatur von 11,4 bzw. 11,5 °C neue Rekordwerte auf. So gab es an der Station in Holzhausen auch gleich 9 neue Tagesrekorde bezüglich der höchsten je an diesem Kalendertag gemessenen Tageshöchsttemperatur und, zugegeben recht erwartbar, keinen einzigen neuen hinsichtlich der niedrigsten je gemessenen Tageshöchsttemperatur. Und auch den sechs neuen Tagesrekorden bezüglich der höchsten Tagestiefsttemperatur steht an dieser Station nur ein neuer Rekord einer niedrigsten Tagestiefsttemperatur entgegen, ironischerweise lag dieser auch noch mitten im Sommer. Während die Anzahl der heißen Tage mit einer Tageshöchsttemperatur über 30 °C in Leipzig mit 13 verglichen mit so manchem Jahr der letzten Jahre eher unterdurchschnittlich anmutet (im Langzeittrend dennoch deutlich überdurchschnittlich), bedeuten 77 Sommertage (Tagesmaximum über 25 °C) gleich nach 2018 den zweiten Platz in der langjährigen Statistik, wobei ungewöhnlich viele dieser Sommertage noch im meteorologischen Herbst bis Mitte Oktober hinein aufgestellt worden sind. Anders verhält es sich bei der Anzahl der winterlichen Kenntage, welche Tageshöchst- bzw. -tiefstwerte unter 0 °C beschreiben und als Eis- bzw. Frosttag bezeichnet werden. Hier bedeuten jeweils 5 und 54 zwar keine neuen Allzeitnegativrekorde, aber doch sehr niedrige Werte gegenüber dem langjährigen Mittel.

Datenquelle: DWD-Statistik für Deutschland und Sachsen, Zeitreihen der DWD-Stationen Leipzig-Holzhausen und Flughafen Leipzig/Halle

Geschrieben am 4. Januar 2024