Wetterrückblick 2022
Das Jahr 2022 begann in vielen Teilen Deutschlands mit dem wärmsten Neujahrstag seit Wetteraufzeichnung (der jetzt ein Jahr später allerdings bereits nur noch der zweitwärmste Neujahrstag ist…) und endete mit dem wärmsten Silvester seit Wetteraufzeichnung. Und diese beiden Daten stehen symbolisch für das Wetterjahr 2022 in Deutschland, welches als wärmstes seit Beginn der kontinuierlichen Aufzeichnungen 1881 in die Annalen eingeht.
Nachdem in Deutschland bereits der Zeitraum Januar bis November 2022 der wärmste seit 1881 war, machte es der Dezember noch einmal spannend, stellte sich doch nach einem vergleichsweise normaltemperierten Monatsanfang in der zweiten Dekade ein sehr winterlicher Witterungsabschnitt ein, der eine fast landesweite Dauerfrostperiode mit teils mäßigen bis lokal sogar strengen Frost einläutete und einigen Teilen Deutschlands sogar eine Schneedecke bescherte. Doch pünktlich mit der bekannten Singularität des Weihnachtstauwetters setze sich anschließend in den letzten 10 Tagen des Dezembers eine extrem milde West- bis Südwestströmung durch, welche schließlich zum Jahreswechsel 2022/23 in einer beispiellosen „Hitzewelle“ mündete; mit Temperaturen die deutschlandweit mehr als 15K über dem langjährigen Mittel lagen. Folglich wurden im gesamten Land an zahllosen Stationen neue Monatsrekorde aufgestellt. Sowohl bezüglich der Höchst- als auch der Tiefsttemperaturen wurden die bisherigen Rekordwerte teils um mehrere Grad übertroffen - mit Spitzen tagsüber von teils über 20 °C im Südwesten und Nächten von nicht weniger als 15 °C, die es problemlos mit einer lauen Sommernacht aufnehmen können! Dadurch drehte auch der Dezember in der Endauswertung noch (deutlich) ins Plus und lag am Ende 1,0 K über dem Mittelwert der Jahre 1961-1990. Schlussendlich waren damit im Jahr 2022 erstmals seit Aufzeichnungsbeginn alle Monate des Jahres wärmer als der langjährige Durchschnitt. Ein gegenüber 1991-90 zu kalter Monat liegt nun sogar bereits 16 Monate zurück (August 2021). Eine solch lange Abwesenheit zu kalter Monate wurde ebenfalls noch nie zuvor beobachtet.
Und falls das noch nicht genug Hinweise auf die immer weiter eskalierende Klimakatastrophe sind, so stellte auch das Jahr 2022 mit einer Durchschnittstemperatur von 10,52 °C und folglich einer Abweichung von 2,3 K das wärmste je in Deutschland registrierte Jahr dar. Dazu beigetragen haben insbesondere ein Winter 2021/2022, der problemlos als Totalausfall betrachtet werden kann und deren Monate 3-4 K zu warm ausfielen. Das anschließende Frühjahr war trotz einiger Wärmepeaks vergleichsweise moderat und „nur“ 1,4 K zu warm, bevor bereits Anfang Juni der Hochsommer mit mehreren, teils beispiellosen Hitzewellen begann, die Temperaturen von teils über 40°C bis in den Norden Deutschlands brachten und so für zahlreiche Hitzerekorde deutschlandweit verantwortlich waren. Nachdem dieser rekordwarme Sommer recht abrupt im September endete, als Mitteleuropa vergleichsweise kühle und feuchte Luftmassen aus Norden erreichten, drehte der Oktober nochmals richtig auf. Besonders zum Monatsende wurden verbreitet rekordwarme Temperaturen von deutlich über 20 °C erreicht, die teilweise sogar in Sommertagen (Tmax > 25 °C) mündeten, verbreitet die spätesten je im Jahr verzeichneten Sommertage. Nachdem der November diesen Trend zunächst fortführte, stellte sich ab Monatsmitte eine eher winterlich angehauchte Großwetterlage ein, die kurz vor Weihnachten schließlich von der oben angesprochenen „winterlichen Hitzewelle“ beendet wurde.
Doch nicht nur die Temperatur stellte 2022 in Deutschland Rekorde auf, mit 2024 Sonnenstunden war es gleichzeitig auch das sonnigste Jahr, wenngleich bei dieser Messgröße die flächendeckenden Aufzeichnungen erst im Jahr 1951 starteten. Die Abweichung betrug hier fast 500 h oder 30 %. Wenig überraschend verhielt sich die Niederschlagsausbeute entgegengesetzt, wenngleich hier ein Minus von 120 mm (15 %) nicht ganz so dramatisch anmutet wie das einiger Vorjahre. Nichtsdestotrotz hat sich insbesondere regional seit 2018 ein beachtliches Niederschlagsdefizit ausgebildet, dass sich zusammen mit dem überdurchschnittlichen Temperaturniveau und dem vielen Sonnenschein die Dürrebedingungen weiter verschärft bzw. manifestiert haben, wobei hier der Osten Deutschlands als Schwerpunkt zu nennen ist.
Betrachtet man das Jahr 2022 aus der sächsischen Lokalperspektive so zeigen sich im Jahresverlauf zwar nur kleine, aber doch signifikante Abweichungen, fielen hier mit dem April und September doch sogar gleich 2 Monate gegenüber dem Referenzzeitraum 1961-90 geringfügig zu kühl aus (-0,3 bzw. -0,5 K) und kommen so in den Genuss eines hellblauen Streifens. Nichtsdestotrotz waren sämtliche andere Monate auch in Sachsen teils viel zu warm (der Februar gar 4,3 K), sodass es auch hier mit einer Durchschnittstemperatur von 10,2 °C (+2,1 K) eines der wärmsten Jahre seit Aufzeichnungsbeginn war und in der Endauswertung nach 2019, 2018 und 2020 Platz 4 einnimmt. Der Trend ist also auch hier eindeutig. Und auch bezüglich des Niederschlags steht am Jahresende ein Minus von 130 mm oder 20 %, sodass auch das Jahr 2022 hinsichtlich Trockenheit in der Spitzengruppe rangiert, während ganze 450 h Sonne mehr als üblich (30 %) das viertsonnigste Jahr in Sachsen markieren.
Auch in Leipzig hinterließ das Jahr 2022 deutliche Spuren in der Wetterstatistik, beispielsweise an den beiden Stationen des DWD in Holzhausen und am Flughafen Leipzig/Halle, welche - mit Unterbrechungen - über Zeitreihen verfügen, die bis zum Jahr 1864 bzw. 1934 zurückreichen. So konnten insgesamt 14 bzw. 17 neue Tageshöchstwerte, teils mehr als 10 neue Rekorde bezüglich der höchsten nächtlichen Minimaltemperatur sowie je nach Station 3-4 Dekaden- und sogar 1-2 Monatsrekorde aufgestellt werden. Selbstverständlich sollen auch die Rekorde bezüglich neuer Tiefstwerte nicht verschwiegen werden, auch wenn die Aufzählung etwas kürzer ausfallen kann: es gibt schlicht keine…
Global betratet reiht sich 2022 auch in den Reigen der wärmsten Jahre ein, wenngleich hier ein weiteres Andauen von La Niña-Bedingungen im tropischen Pazifik weiter kühlend wirkt und so die globalen Durchschnittstemperaturen etwas dämpft.
Datenquelle: DWD-Statistik für Deutschland und Sachsen, Zeitreihen der DWD-Stationen Leipzig-Holzhausen und Flughafen Leipzig/Halle