Wetterrückblick Herbst 2022
Mit dem November ging auch der meteorologische Herbst 2022 zu Ende, der mit einer Durchschnittstemperatur von 10,7 °C deutlich zu warm ausfiel; liegt das Mittel der Jahre 1961-1990 doch ganze 2 K darunter. Insgesamt war der Herbst 2022 nach 2006 und 2014 gar der drittwärmste seit Aufzeichnungsbeginn. Begann der Herbst mit einem vergleichsweise moderat temperierten September noch recht durchschnittlich (gefühlt gegenüber den Vorjahren fast schon kühl), so stellte der rekordwarme Oktober in weiten Teilen Deutschlands zahlreiche Monats- und Dekadenrekorde auf. Mit 12,5 °C (+3,5 K) war er zugleich der wärmste Oktober seit Aufzeichnungsbeginn 1881. Doch auch der November war trotz einer kurzen, leicht winterlichen Phase im Monatsverlauf, die verbreitet sogar die kälteste Phase des gesamten bisherigen Jahres (inkl. Januar und Februar!) darstellte, alles andere als kühl und schloss mit 6,3 °C gegenüber 1961-90 um 2,3 K zu warm ab und war somit der zehntwärmste November seit 1881. Gleichzeitig bedeutet dies, dass bisher alle Monate des Jahres 2022 deutschlandweit betrachtet zu warm ausfielen, was bisher so auch noch nicht vorgekommen ist! Wenn man gar den Gesamtzeitraum seit dem letzten gegenüber 1961-90 zu kalten Monat, dem August 2021, betrachtet, so reihen bis nunmehr 15 zu warme Monate aneinander – ein weiterer einsamer Rekord und deutlicher Hinweis auf die immer stärker durchschlagende Klimaerwärmung. Da auch der Sommer und der Winter 2022 im Ranking der wärmsten Jahreszeiten weit vorne stehen, hat sich der Zeitraum Januar bis November in diesem Jahr an die Spitze geschoben und noch nie waren die ersten 11 Monate des Jahres in Deutschland wärmer als 2022. Nur noch ein vergleichsweise kalter Dezember, der jedoch basierend auf aktuellen Wettervorhersagen durchaus im Bereich des Möglichen ist, kann noch verhindern, dass auch das Gesamtjahr einen neuen Rekord aufstellt – aus der Spitzengruppe wird es so oder so nicht mehr zu verdrängen sein.
Mit durchschnittlich knapp 200 mm Niederschlag lag der Herbst nach dem sehr trockenen Frühjahr und Sommer als erste Jahreszeit endlich mal wieder leicht über dem Soll, wenngleich größere regionale Unterschiede bestehen und insbesondere der ohnehin trockene Nordosten teilweise nur auf zwei Drittel des Solls kam, während ein Streifen in der südlichen Mitte Deutschlands verbreitet sogar 150-200 % der üblichen Menge abbekam. Von den 200 mm Niederschlag entfiel zudem die Hälfte allein auf den ziemlich verregneten September, während der Oktober und November mit jeweils 50 mm teils deutlich zu trocken ausfielen. Am Niederschlagsdefizit des Gesamtjahres oder des Zeitraums seit 2018 hat sich so kaum etwas verändert.
Sonnenscheintechnisch konnte der Herbst mit ca. 370 Sonnenstunden den langjährigen Mittelwert um fast 20% übertreffen. Insbesondere der Oktober sorgte hier für den Löwenanteil der Abweichung, wenngleich alle Herbstmonate zu sonnig ausfielen und dieses Plus deutschlandweit auch einigermaßen gleichmäßig verteilt war.
Die Situation in Sachsen stellte sich leicht abweichend zum Deutschlandtrend dar: Während der Oktober 2022 auch hier alle (Temperatur)rekorde brach (+ 3,4 K), war der September hier einer der mittlerweile raren zu kühlen Monaten, wenngleich die Abweichung mit -0,5 K doch eher bescheiden ausfällt. Auch der November war mit 5,4 °C in Sachsen doch recht deutlich kühler als im Deutschlandmittel, aber trotzdem noch noch 1,6 K zu warm gegenüber 1961-90, sodass der Herbst 2022 insgesamt mit 10,3 °C im Schnitt um 1,5K zu warm war und auf Platz 5 der wärmsten Herbste seit 1881 rangiert. Der Niederschlag lag mit 160 mm nahezu perfekt im klimatologischen Mittel, wobei dies zum großen Teil dem sehr feuchten September zu verdanken ist, der mit 100mm mehr als die Hälfte zur Gesamtsumme beitrug. Oktober und November hingegen reihen sich nahtlos in die vielen deutlich zu trockenen Monate des Jahres 2022 ein. Die Sonne zeigte sich in Sachsen sehr häufig, der November war gar einer der 3 sonnigsten seit 1951, dem Aufzeichungsbeginn dieser Messgröße, und auch der Oktober übertrumpfte mit 150 Sonnenstunden gar den September, was angesichts der jahreszeitlich zurückgehenden Einstrahlung, besonders bemerkswert ist. Insgesamt hatte der Herbst 2022 mit fast 400h eine um fast 25% höhere Sonnenausbeute als im langjährigen Mittel.
Datenquelle: DWD-Statistik für Deutschland und Sachsen