Frühjahr 2022
Während das vorangegangene Frühjahr 2021 eine der mittlerweile selten gewordenen zu kalten Jahreszeiten repräsentierte, reiht sich das Frühjahr 2022 wieder in den langjährigen Trend von teils deutlich zu warmen Jahreszeiten ein. Es wurde zudem vielfach von Hochdruckwetterlagen geprägt, was insbesondere Einfluss auf die Sonnenscheinausbeute (+44%) und das Niederschlagsangebot (-36%) hatte. Damit bestätigte sich in diesem Jahr abermals der Trend zu deutlich trockeneren Frühjahren, war 2022 doch bereits das 9. zu trockene Frühjahr in Folge, wobei größere regionale Unterschiede auftraten, die sich grob in eine einigermaßen feuchte Südhälfte und eine sehr trockene Nord(ost)hälfte unterteilen lassen, wobei der Schwerpunkt hier insbesondere im Osten Deutschlands lag, mit regional kaum 40 mm (20-30%), was die Dürresituation hier erneut nach leichter Entspannung im vergangenen Jahr massiv verschärfte. Wie so häufig verhielt sich der Sonnenschein quasi spiegelbildlich und ca. 675 Sonnenstunden im Deutschlandmittel bedeuten das drittsonnigste Frühjahr seit Aufzeichnungsbeginn (hier 1951). Die Durchschnittstemperatur lag mit 9,1 °C ganze 1,4 K über dem Mittel der Jahre 1961-1990, jedoch fast genau im Durchschnitt der neueren, bereits von der globalen Erwärmung beeinflussten Zeitspanne 1991-2020 (8,9 °C).
Bereits der März begann ziemlich mild (+1,6 K), jedoch aufgrund langanhaltender Hochdruckwetterlagen trotzdem mit vergleichsweise vielen Frostnächten, die vielfach sogar jene aus den vorangegangenen Wintermonaten übertrafen, was zum Teil auch bis Anfang April anhielt. Anschließend stellte sich jedoch eine Phase meist deutlich überdurchschnittlicher Temperaturen ein, die Mitte Mai verbreitet zu sommerlichen und teils sogar heißen Tagen führte, bevor der Monat wieder verhältnismäßig kühl zu Ende ging. Während der April recht wechselhaft und so noch relativ feucht ausfiel, waren insbesondere der März und Mai durch lokal teilweise extreme Trockenheit geprägt.
Die Frühjahrsmonate im Einzelnen:
- Mit der Dominanz von Hochdruckwetterlagen ist einerseits nur zu erklären, dass der März extrem trocken war (manche Gegenden im Nordosten blieben gänzlich ohne Niederschlag und auch sonst reichte es nur zu 35% im Deutschland-Mittel), andererseits ein neuer Rekord hinsichtlich der Sonnenausbeute erreicht wurde, wo das Soll mit 235h um mehr als das Doppelte überboten wurde und der alte Rekord aus 1953 (195h) geradezu pulverisiert wurde.
- Der April hingegen entsprach mit seinem verhältnismäßig wechselhaften Wetter durchaus den Erwartungen, war nur leicht zu warm, nur leicht zu trocken, jedoch ebenfalls außergewöhnlich sonnig, wobei insbesondere beim Niederschlag größere regionale Abweichungen auftraten und insbesondere der Nordosten eine Verschärfung der Dürresituation erlebte. Deutschlandweit war es übrigens der 14. zu trockene April in Folge!
- Nachdem der Mai der letzten 3 Jahre jeweils zu kalt und häufig auch zu nass ausfiel, präsentierte er sich 2022 gänzlich anders. Mit einer Durchschnittstemperatur von 14,4 °C war er 2,3 K zu warm und mit 47 mm Niederschlag im Deutschland-Mittel auch viel zu trocken (-34%). Damit reiht er sich ein als elftwärmster Mai seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Zudem schien überdurchschnittlich häufig die Sonne (+23%). Als herausragendes Ereignis des Mai 2022 ist noch die Unwetterserie des 20. Mai zu nennen, mit der die erste (kurze) Hitzewelle des Jahres beendet wurde. Neben zahlreichen, heftigen Gewittern mit teils unwetterartigen Windböen und Starkniederschlägen, traten gleich mehrere starke Tornados auf, die lokal schwere Schäden hervorriefen. Wenngleich diese Häufung für Deutschland sicherlich ungewöhnlich ist, so gab es Tornados schon immer auch in unseren Breiten und sie zeigen auch keine Zunahme in Anzahl und Stärke in den letzten 20 Jahren, können also nicht ursächlich mit der Klimakrise in Verbindung gebracht werden.
Auch in Sachsen zeigte sich in diesem Frühjahr ein ähnliches Bild, wenngleich es hier einerseits weniger warm, dafür deutlich trockener und etwas sonniger als im Deutschlandmittel war. So betrug die Temperaturabweichung hier 1 K, die Sonne schien 46% mehr als üblich und mit ca. 90 mm fiel hier nur reichlich die Hälfte des üblichen Niederschlags (170 mm), wodurch es das zweittrockenste Frühjahr seit Beginn der Wetteraufzeichnung war, was insbesondere hier den Trend zu immer trockeneren Frühjahren bestätigt.
In Leipzig kann das Frühjahr auch mit einigen Extremen aufwarten – an der Station der Uni Leipzig wurde mit gerade einmal 44 mm Niederschlag das langjährige Mittel um zwei Drittel unterboten, was einen absoluten Negativrekord in der Messreihe seit 1963 darstellt, der auch von den DWD-Stationen in Schkeuditz und Holhausen mit ihrer deutlich längeren Messzeitreihe bestätigt wird. Zudem wurde an der Uni gleichzeitig der trockenste März und der zweitwärmste Mai der Messzeitreihe registriert. Der April fiel hier im Osten dagegen sogar leicht zu kalt aus, was mittlerweile durchaus eine Rarität darstellt.
Datenquelle: DWD-Statistik für Deutschland und Sachsen, DWD-Station Leipzig-Holzhausen sowie Messstation des Instituts für Meteorologie